Mit Schreiben kann man Geld verdienen?!
Diesen Beitrag habeich im Rahmen der Blogparade #WasWarumSchreiben meiner Kollegin Inge Bateman verfasst. Die spannende Aktion mit vielen weiteren Beiträgen findet ihr auf ihrer Website und den ursprünglichen Gastbeitrag findet ihr hier: https://ingebateman.de/schreiben-content-design/.
Die Frage, was ich beruflich schreibe, lässt sich gar nicht so leicht beantworten. Viele denken beim Stichwort „Schreiben“ an Romane, Reportagen oder Werbetexte. Wenn ich dann von Fehlermeldungen, Infoboxen, Button-Texten oder Menübeschriftungen spreche, treffen mich erst einmal fragende Blicke. Natürlich erwähne ich auch die enge Zusammenarbeit mit Design-Teams, die Rolle von Sprache in der Nutzerführung und den Einfluss auf Barrierefreiheit. In den Köpfen der anderen erscheint dann meist nur sinnbildlich die berühmte 404-Seite und gleich darauf die Frage: “Braucht man dafür wirklich eine Texterin?!”
Doch glücklicherweise ist der Job einer Content Designerin weitaus spannender als das. Täglich befasse ich mich damit, wie ich komplexe Inhalte zugänglich gestalten kann. Das beginnt auf konzeptioneller Ebene und geht bis in die Details. Und ja, zu solchen Details gehört auch eine gute Fehlermeldung …
Aller Anfang ist schwer
Als Jugendliche habe ich meine Geschwister immer um ihre klare Zukunftsvision beneidet. Beide hatten ganz bestimmte Leidenschaften und Talente, die ihnen schon früh den Weg zum Traumberuf gewiesen haben. Ich hingegen hatte keine besondere Leidenschaft: Mathematik war in Ordnung, aber Mathe studieren werde ich nicht. Musikalisch bin ich, aber Musik studieren – das schaffe ich nicht. Bio, Chemie und Physik haben mir das Leben schwer genug gemacht, um mich nicht für den Weg in die Medizin zu entscheiden. Und für viele Studiengänge waren meine Noten sowieso nicht gut genug. Ich war überall einfach so… mittel.
Das war für mich ein großes Fragezeichen. Ich erinnere mich noch genau an ein Gespräch, das ich mit meiner Mutter darüber führte. Irgendwann sagte ich: „Naja, schreiben kann ich gut und das mach ich auch gerne. Aber was kann ich schon damit machen?“
Karriere.
Als Content Designer bzw. UX Writer. Und einen Online-Kurs.
Gerne würde ich knapp zwanzig Jahre in die Vergangenheit reisen, um das meinem 15-Jährigen Ich mitzuteilen.
Jetzt aber mal von vorne.
Wie alles begann: Das Studium
Als es langsam aufs Abi zuging, wurde mir schon klar, dass ich das Schreiben gerne in meinen Beruf integrieren würde. Wie? Vielleicht als Journalistin. Oder Lektorin. Oder Übersetzerin? Oder nebenher als Buchautorin, natürlich mit dem großen Durchbruch. Mein erster logischer Schritt führte mich allerdings zu den Literaturwissenschaften. Und zur Skandinavistik. Der „Plan“: Sprache lernen (Schwedisch, in meinem Fall), Literaturwelt verstehen, irgendeine schöne Arbeit finden.
Dieser konkrete Plan führte, wenig überraschend für alle Beteiligten und Zuschauer, nach insgesamt drei Jahren zum Studienabbruch.
Es folgten eine Sinnkrise, intensive Recherche, ein Krankenpflegepraktikum und mehrere Sinneswandel im Laufe von etwa zwei Monaten. Dann fand ich einen dualen Studiengang: BWL. Richtung: Medien- und Kommunikationswirtschaft. Schwerpunkt: Unternehmenskommunikation und Journalismus.
Bingo.
Ich kam in einer Agentur unter, in der ich mein Schreibtalent unterschiedlich auslebte: mit interner Kommunikation, externen Newslettern, Neukunden-Akquise und PR. Die Agentur übernahm mich beim Tochterunternehmen, wo ich meinen ersten Job als Junior Marketing und Communications Managerin antrat.
Schreiben gehörte nun sehr klar zu meinem Berufsalltag in dem Drei-Frauen-Unternehmen: Ich schrieb Newsletter, Social-Media-Posts, Mailings an Geschäftspartner*innen und Kund*innen, Pressemitteilungen, Broschüren, Website-Texte und vieles mehr. Ein Schlaraffenland für ein Texterherz, das sich noch auf der Suche befand.
Als mir klar wurde, dass ich mit einer neuen Herausforderung vermutlich weiter kommen könnte, suchte ich nun mit einer klaren Vision: Ich möchte als Texterin arbeiten.
Texterin werden
Viel Glück und Mut führten zu meinem ersten offiziellen Job als Copywriter beim Software-Giganten TeamViewer. Während eines intensiven, spannenden, lehrreichen und durchweg positiven Jahres lernte ich, dass ich genau eines nicht sein will – nämlich Werbetexterin.
Wie schön, dass ich genau zum richtigen Zeitpunkt dann über eine Stelle als Product Copywriter gestolpert bin. Davon hatte ich bisher nie etwas gehört, fand die Mischung aber spannend: Mein Schreibtalent in einer Art und Weise einzubringen, die Nutzer*innen bei ihrem Weg durch eine App hilft. Die Verbindung zwischen Kreativität und Funktionalität. Texterin sein, aber ohne den Marketing-Fluff. Denn offen gestanden war das einfach nicht mein Talent.
Was ich aber gut kann? Sachen auf den Punkt bringen. Dinge erklären. Komplexe Sachverhalte einfach darstellen. Als „Product Copywriter“ machte ich genau das, was eigentlich unter dem Jobtitel UX Writer oder Content Designer läuft.
Copy Matters
Damit sprechen wir also bereits nicht mehr nur über das „Was“, sondern auch das „Warum“. Ein wenig geradliniger Weg führte mich zu meinem heutigen Traumberuf, in dem ich sogar Karriere machen durfte. Dieser Job war nie mein Ziel, er gibt mir aber die Chance, meine Talente gebündelt einzusetzen und jeden Tag etwas Neues zu lernen.
In der Tech-Branche habe ich eher zufällig Fuß gefasst. Als ich mich 2021 als UX Writer unter dem Motto „Copy Matters“ selbständig machte, wurde die Tech-Branche meine Spezialisierung. Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort und konnte mit vielfältigen Projekten tolle Erfahrungen sammeln. Copy Matters fasst die tagtäglichen Gespräche sehr gut zusammen, die wir als UX Writer gerne führen: Nein, Texte schreiben kann nicht jede*r. Ja, gute Texte führen zu einer besseren UX. Zu zufriedeneren Kund*innen. Zu mehr Conversions.
Gute Texte machen den Unterschied.
Diese „Aufklärungsarbeit“ ist elementarer Teil unseres Jobs. Das sage ich nicht frustriert oder genervt, denn das ist auch schön: Wie oft ich es erlebt habe, dass Menschen durch unsere Arbeit eine ganz neue Wertschätzung für Text entwickeln!
Ich wollte aber nicht, dass solche Momente nur in der engen Zusammenarbeit mit UX Writern entstehen. Ich wollte dieses Wissen teilen, das Bewusstsein dafür schärfen und mehr Menschen Zugang zu Wissen rund um UX Writing verschaffen.
Der Online-Kurs
Obwohl ich gefühlt gerade erst angefangen habe mit UX Writing, hatte ich bereits genug Erfahrung gesammelt, um einen Kurs zu füllen. Und das habe ich dann auch.
Mit über 60 Lektionen. Gemeinsam mit Dr. Katharina Grimm – Dr. Kat! – die selbst unter den deutschen UX Writern zu den bekanntesten Gesichtern gehört. Unser Kurs „Grundlagen des UX Writing“ ist der erste dieser Art auf deutscher Sprache und hoffentlich Startschuss für viele tolle UX Writer-Karrieren im deutschsprachigen Raum. Wir brauchen euch!
Und damit sind wir im Jahr 2025 angekommen. Der Kurs ging vor ein paar Wochen live und kurze Zeit später durfte ich einen neuen Job antreten: als Lead Content Designerin für Taxfix.
Und wie geht’s weiter?
Als 15-jähriges Mädchen hat mich mein scheinbar nutzloses Talent fürs Schreiben in tiefe Zukunftsängste gestürzt. Fast 20 Jahre später bin ich erfolgreich und im Job angekommen. Wie? Das frage ich mich bis heute noch oft. Eine glückliche Verkettung von Zufällen, mutigen Entschlüssen, Erfolgen, Fehlern, Umwegen und neuen Wegen.
Künftigen UX Writern will ich das vereinfachen und arbeite deswegen nach wie vor an Möglichkeiten, mein Wissen und meine Erfahrungen weiterzugeben.
Und eines weiß ich heute sicher:
Schreiben kann dein Leben verändern.